Schwester-Ina-Medaille 2021

Heilig-Geist-Kapelle: Mehr als 600 Jahre Fürsorge und Nächstenliebe 

Wer im Mittelalter alt, krank, arm oder schwach war, konnte noch nicht auf den Segen einer öffentlichen Wohlfahrt zählen. Aus dieser Not heraus hat in Kempen der angesehene Bürger Johann Arnold von Broichhausen das erste Hospital in Kempen errichtet und in die Stiftung „Hospital zum Heiligen Geist“ eingebracht: „Sie sollte armen Kempener Bürgern zeitlebens und unentgeltlich Wohnung und Pflege geben.“ Damit wurde auch das christliche Gedankengut der Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft über sechs Jahrhunderte in unserer Stadt erhalten. So turbulent und unsicher die Zeiten auch waren, die Kempener konnten stets auf die soziale Unterstützung „ihrer“ Stiftung vertrauen.

Die Krankenhäuser hatten in alter Zeit im nordwestdeutschen Raum fast überall den gleichen Namen: Hospital (oder „Gasthaus“) zum hl. Geist. Sie lagen mitten in der Stadt und waren zugleich auch Altersheime und Herbergen. Nur die mit ansteckenden Krankheiten – mit Pest, Pocken und Lepra Behafteten - hatten ihre Häuser draußen vor den Toren der Stadt und hießen deshalb Aussätzige. So war das auch in Kempen. 

Die Kapelle selbst hat ihre eigene wechselvolle Geschichte. Sie wurde 1421 durch die Söhne Johann Arnolds, nämlich Hermann und Arnold von Broichhausen, für das erste Kempener Hospital erbaut und durch den Kölner Erzbischof Dietrich von Moers eingeweiht. Die spätgotische Kapelle ist ein einschiffiger, schlichter Hallenbau aus Backsteinen mit einfachen Strebepfeilern. Den Chorraum schmückt ein einfaches Sterngewölbe.

Nach Aufgabe der sakralen Funktion wurde die Kapelle im 19. Jahrhundert als Schänke und Hotel mit eingezogener Zwischendecke (Foto:1905) genutzt. Im oberen Stockwerk befand sich der Speisesaal. Der geplante Abriss der Kapelle konnte gerade noch verhindert werden. Danach wurde sie Heulager, nach dem ersten Weltkrieg Offizierskasino für belgische Besatzungssoldaten. Mitte des 20. Jahrhundert hatte der Friseur Willibald Schumacher hier seinen Salon. Vom damaligen Haupteingang, mittig an der Marktseite der Kapelle aus war linksseitig der Herren- rechts der Damen-salon (Foto:1952).  

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 1905, „Hotel Kempener Hof“                

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1952, „Frisör-Salon Schumacher“

Eine breite Holztreppe führte zu verschiedenen Wohnungen in der ersten Etage. Lange Jahre hatte die Stadtbibliothek in dem Kapellenraum ihren Platz. Als diese ins Franziskanerkloster umzog, lebten eine Zeit lang die „Brüder und Schwestern vom gemeinsamen Leben“ dort in einer Klostergemeinschaft. Der Kempener Architekt Heinz Cobbers sanierte die Kapelle Ende der 1960er Jahre behutsam und organisierte auch einiges für die Ausstattung. Danach nutzten die Schwestern vom Orden "Unserer lieben Frau" aus Mülhausen das Gebäude als Exerzitienhaus. Dann folgte der Umbau der Kapelle zur christlichen Choros-Buchhandlung, die aber im Jahre 2012 ihr Geschäft schließen musste und so die Kapelle ungenutzt ist.

Inzwischen haben engagierte Kempener Bürger unter dem Motto „Atem Pause“ für die Nutzung der Kapelle eine sinnvolle Lösung vorbereitet. Man möchte einen Raum schaffen, der den Menschen im hektischen Alltag einen Ruheplatz bietet, eine Unterbrechung im geschäftigen Tun einzulegen, Anregungen zu erhalten und Gottesbegegnungen zu ermöglichen. Eingeladen sind Menschen aller Glaubensrichtungen.

Für 50,– Euro ist die Medaille bei den unten stehenden Stellen zu erwerben. Der Ertrag geht wie immer zu 100 Prozent direkt an den St. Annenhof.

Sparkasse Kempen Orsaystraße 1, 47906 Kempen Telefon: 02152-2068 5110

St. Annenhof Oelstraße 9, 47906 Kempen Telefon 02152-140830

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